15. Februar 2024
Sie wollen die akademische Welt und ihre Schnittstelle zur Gesellschaft aus einer Perspektive von Wissenschaftler:innen in den Anfängen ihrer Karriere gestalten – mit dieser Motivation haben die Mitglieder der Jungen Akademie Schweiz unlängst vier neue gemeinsame Projekte genehmigt. So wird sich das Projekt Unveiling the leaky pipeline in STEM eines Phänomens annehmen, das als «leaky pipeline» bekannt ist: «Beim Aufstieg in der akademischen Laufbahn verlassen weitaus mehr Frauen als Männer den akademischen Bereich», so die Projektsprecherin Julia Venturini. In den MINT-Fächern ist der Anteil von Frauen im Vergleich zu Männern besonders tief. Dieses Projekt will die Gründe für die Leaky Pipeline in den MINT-Disziplinen der Schweiz aufzeigen und verstehen, indem es seine eigenen Protagonisten befragt: die Wissenschaftlerinnen, die die akademische Welt verlassen haben.
Obwohl der Bedarf nach Kommunikation bei Wissenschaftler:innen steigt, ist die Vermittlung von Kommunikationskompetenzen in der Regel nicht Bestandteil des akademischen Lehrplans. Mit dem Projekt Navigating the media as early career academics soll diese Lücke im Portfolio von Akademiker:innen geschlossen werden, indem insbesondere die Medienarbeit behandelt wird. «Das Projekt zielt darauf ab, einen Raum für den Austausch, die Diskussion und die kritische Reflexion über den Platz von (Nachwuchs-)Wissenschaftler:innen in den Medien zu bieten und maßgeschneiderte Lernmöglichkeiten für die Mitglieder der Jungen Akademie Schweiz bereitzustellen», betonen Co-Projektsprecherinnen Odile Ammann und Aimeé Zermatten.
Wissenschaftler:innen interagieren nicht nur mit den Medien, sondern auch mit den Studierenden. Das Projekt Innovative teaching formats at the science-society interface bezweckt deshalb, innovative Lehrformate an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kennenzulernen und zu fördern. «Wir planen, bestehende innovative Lehrformate zu kartieren, ein Netzwerk von interessierten Dozierenden an Schweizer Hochschulen aufzubauen und die Fähigkeit von Studierenden und ihren Dozierenden zu unterstützen, sich mit diesen Formaten auseinanderzusetzen», so die Co-Projektsprecher:innen Sandra Bärnrheuter, Clara Zemp und Benjamin Hofmann. Die Outreach-Aktivitäten zielen darauf ab, die Akzeptanz innovativer Lehrformate zu erhöhen und ihre Qualität in der Schweizer Hochschulbildung zu verbessern.
Neu gestartet ist zudem das Projekt AI in Science and Society, das den Einfluss der Künstlichen Intelligenz (KI) in verschiedenen Sektoren und Disziplinen, von der Bildung bis zum Gesundheitswesen, und ihre ethischen Implikationen untersuchen möchte. Der Projektsprecher Emmanuel Senft: «Die geplanten Aktivitäten umfassen Interviews, Konsultationen mit Stakeholdern und offene Workshops, die alle darauf abzielen, die komplexen Auswirkungen von KI auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Bereiche zu erforschen.»
Die Mitgliederversammlung hat nicht nur vier neue Projekte verabschiedet, sondern auch vier bestehende Projekten deren Fortführung genehmigt: Das Projekt Science vs Activism? Exploring the Boundary, in dem das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Aktivismus aus transdisziplinärer Perspektive untersucht wird; das Projekt Innovative Policies for Fostering Academic Careers in Switzerland, das den Austausch innovativer best practice hinsichtlich akademischer Beschäftigungsverhältnisse und Karriereentwicklung fördert; das Projekt Swiss Young Network for Science Policy and Diplomacy (SYNESPOD), das durch Partnerschaften mit (inter)-nationalen Institutionen eine Plattform für Wissenschaftspolitik und -diplomatie schafft sowie das Projekt The "Spark" Podcast, das durch gezielte Wissenschaftskommunikation eine junge Zuhörerschaft für transdisziplinäre Perspektiven sensibilisiert.
Alle Projektanträge werden im Vorfeld jeweils durch das Präsidium der Jungen Akademie begutachtet, bevor diese in der Mitgliederversammlung kritisch diskutiert und genehmigt werden. «Die neu verabschiedeten Projekte der Jungen Akademie Schweiz zeigen, dass sich unsere Mitglieder kritisch mit Themen von Künstliche Intelligenz und Innovative Lehre bis hin zu bekannten Spannungsfeldern wie die Geschlechterdisparität in der Wissenschaft befassen. Trotz dieser thematischen Vielfalt, die das Präsidium dieses Jahr sehr begrüsst hat, haben diese Projekte einen gemeinsamen Nenner: top qualifizierte junge Akademiker:innen aus allen Disziplinen mit viel Engagement für eine bessere Forschungslandschaft Schweiz», so Sofie Behluli, Sprecherin der Jungen Akademie.
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